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Martina Schäfer: Unsere Expertin für die Enquête

Richtig freuen konnte sich Martina Schäfer über das gewonnene Zeitfenster nicht. Das schnöde Aus von Agrarumweltminister Vogelsänger für den Brandenburger Nachhaltigkeitsbeirat Anfang 2015 enttäuschte die engagierte Professorin von der Technischen Universität Berlin. „Brandenburg hat einerseits so viel erneuerbare Energien und hält andererseits an der Braunkohle fest. Es ist Spitze beim Ökolandbau, fördert aber weiter die Massentierhaltung. Leute vom Land ziehen weg, aber es kommen andere mit neuen, nachahmenswerten Ideen“, resümiert die Nachhaltigkeitsforscherin ihre Brandenburg-Erfahrungen. „Das Land sagt aber zu selten: Das hier funktioniert, das weiten wir aus.“ Die bündnisgrüne Fraktion, scherzt deren Chef Axel Vogel, müsse dem Minister dankbar sein, dass er seine ExpertInnen freisetze. Zusammen mit dem umwelt- und landwirtschaftspolitischen Sprecher Benjamin Raschke arbeitet Martina Schäfer nun als wissenschaftliche Sachverständige für die Fraktion in der Enquêtekommission des Landtages zur Zukunft der ländlichen Räume.

Raus aus dem Labor

Ökologie-AG in der Schule, Studium der Biologie, Engagement im BUND. Als Teenagerin hält sich Martina Schäfer zwar für nicht besonders politisch, probiert aber Verschiedenes aus. „In unserer hessischen Kleinstadt kam ich mir bereits beim Kleben grüner Plakate sehr subversiv vor“, erinnert sich die heute 50-Jährige. „Nachhaltigkeit als Projekt der Moderne“ – lautet 20 Jahre später das Thema einer ihrer vielen wissenschaftlichen Arbeiten. Das klingt wie der Titel einer Kunstausstellung. In der Tat legt die gebürtige Fränkin keine typische wissenschaftliche Karriere hin. „Man müsste sich immer mehr spezialisieren, aber ich wollte aus der Laborsituation heraus.“ Die „mikrobielle Abwasserreinigung“, ihr erstes Forschungsthema, ist der Biologin und Soziologin bald zu technisch. „Ich möchte Soziales und Ökologie zusammen denken, neue Konsummuster und Stadt-Land-Beziehungen entwickeln, Leute in ihrem Engagement bestärken.“

In der Enquête will sie die gut funktionierenden Beispiele im Land sichtbar machen. „Eine One-fits-All-Lösung wird es nicht geben“, ist Martina Schäfer überzeugt. „Regionaler Wohlstand entsteht z. B. da, wo bestimmte EU-Projekte laufen oder sich Freie Schulen gründen. Statt Hürden aufzubauen, müssen Verwaltungen vor Ort fragen: Was hindert euch, so aktiv zu sein wie ihr sein möchtet?“

Martina Schäfer hindert wohl nur die Tatsache, dass der Tag 24 Stunden hat. Montags aber kommt sie pünktlich nach Hause: Sie ist dran mit Kochen in der Moabiter Wohngemeinschaft, in der sie mit ihrem 15-jährigen Sohn lebt. „Meist Bio, aber vor allem viele regionale Zutaten kommen auf den Teller.“ Brandenburg verspricht eine reiche Ernte.

Weiterführende Informationen:

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