Zum Inhalt springen

Wählen mit 16: Früh übt sich

74 Prozent der jungen Deutschen im Alter von 16 bis 32 fühlen sich von Politik und Parteien nicht ausreichend vertreten. Dies ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Forsa im Auftrag der DGB Jugend im September 2009. Diese Ergebnisse entsprechen den erschreckend niedrigen Wahlbeteiligungen auch unter jungen WählerInnen. Bei der letzten Bundestagswahl nahmen nur knapp 60 Prozent der 21- bis 24-Jährigen teil – die geringste Wahlbeteiligung aller Altersgruppen. Andererseits ermittelte Forsa 60 Prozent der Jungen seien bereit, für ihre Interessen auf die Straße zu gehen. Auch das Interesse Jugendlicher an ehrenamtlichem Engagement nimmt kontinuierlich zu, in Brandenburg wie bundesweit. Das lässt aufhorchen: Die Jugend ist mitnichten desinteressiert und passiv. Sie möchte mitgestalten. Nur findet die klassische Parteienpolitik offensichtlich nicht den richtigen Zugang zu ihr. Vielleicht unken manche zu Recht, es handele sich nicht um Politikverdrossenheit, sondern eher um Politiker- oder Parteienverdrossenheit?

Demokratie ist erlernbar

Demokratische Entscheidungsprozesse sind oft kompliziert und langwierig. Das wirkt nicht immer einladend, ist aber die einzige Möglichkeit, allen gleiche Rechte zu gewähren. Demokratie ist erlernbar. Damit kann nicht früh genug begonnen werden. Deshalb wollen wir Bündnisgrüne Jugendlichen schon ab 16 eine Stimme geben. Auch Professor Klaus Hurrelmann, Bildungsexperte und Autor mehrerer Shell-Studien, empfiehlt eine Senkung des Wahlalters: „Die Forschung zeigt, dass die Reifeentwicklung bei Jugendlichen immer früher einsetzt. Ihr politisches Interesse und ihre Urteilskraft ist heute schon in jüngeren Jahren stärker ausgeprägt.“ Die Jugendlichen müssten eingeladen werden, sich an politischen Entscheidungen zu beteiligen. Schließlich sind sie am längsten von heutigen politischen Entscheidungen betroffen. Sich an Entscheidungen beteiligen zu dürfen, erhöht deren Akzeptanz. Wer Entscheidungen selbst trifft, lernt damit verantwortungsvoll um zugehen. Das heißt nicht, mit jovialer Geste Jugendlichen den Zugang zu den Futtertrögen der Macht zu öffnen. Eine gute Repräsentation in den Parlamenten ist vielmehr Grundlage für eine verantwortungsvolle, zukunftsfähige Politik. Dafür brauchen wir die Jugend!

Anliegen von Jugendlichen ernst nehmen

Das Wahlalter 16 appelliert darüber hinaus an die Verantwortlichen aller politischen Ebenen, sich den Anliegen von Jugendlichen mit neuer Ernsthaftigkeit zu widmen. Politische Kommunikation und Entscheidungsprozesse können davon nur profitieren. Demokratische Entscheidungsfindung wird früh geprägt, in der Familie, in Kita und Schule. Wer in jungen Jahren ernst genommen wird, kann auch später leichter die eigenen Interessen vertreten. Die Wahlberechtigung um zwei Jahre vorzuziehen, ist deshalb nur ein Schritt unter vielen zur Stärkung von Demokratie. Wir sollten ihn gehen und damit unsere Demokratie auf ein breiteres Fundament stellen. Denn auch hier gilt: Früh übt sich die Meisterschaft!