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Zitterpartie am Ende? Obstbauversuchsanstalt Müncheberg soll in Gartenbauinstitution in Großbeeren integriert werden

(Nr. 36) Der jahrelange Kampf der bündnisgrünen Landdtagsfraktion zusammen mit engagierten Menschen vor Ort um den Erhalt der renommierten Obstbauversuchsanstalt Müncheberg (MOL) trägt Früchte. Im Umweltausschuss informierte nun Minister Jörg Vogelsänger, dass die Müncheberger Institution in die Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau und Arboristik e.V. (LVGA) in Großbeeren integriert werden soll. Damit scheinen die Pläne des Ministeriums, wonach ein freiwilliger Förderverein Aufgaben der Obstbauversuchsanstalt übernehmen soll, vom Tisch zu sein. Seit Jahren schwelt ein Konflikt um den Erhalt und die Finanzierung der traditionsreichen Anstalt in Müncheberg. „Wir hoffen, dass die Zitterpartie um den Erhalt der Obstbauforschung damit ein gutes Ende nimmt. Das Vorhaben des Ministers klingt erst einmal plausibel, aber nun kommt es auf die konkrete Ausgestaltung der Kooperation an“, sagte der landwirtschaftspolitische Sprecher der Fraktion Benjamin Raschke.

Der Minister erhofft sich durch die Integration Synergieeffekte. Das Vorhaben sei noch endgültig innerhalb der Landesregierung abzustimmen, aber der Finanzminister habe dem Vorhaben schon zugestimmt. Nun müssen noch Satzung und ähnliches angepasst werden, kündigte Minister Vogelsänger im Ausschuss an. Die Integration der Obstbauversuchsanstalt solle formal aber noch diese Woche vollzogen werden.

„Obwohl die Obstbauversuchsanstalt uns seit Jahren beschäftigt, wurden wir nun sehr kurzfristig und nur auf Nachfrage über den grundlegenden Schwenk des Ministers informiert“, kritisierte Benjamin Raschke. „Ein transparenter Prozess wäre hier angebracht gewesen.“

Neuerungen gibt es auch in Bezug auf die personelle Besetzung. Neben der Stelle des Stationsleiters sollen nun vier feste unbefristete Stellen geschaffen werden und den Weiterbetrieb sichern. Die fachliche Ausrichtung, insbesondere was die Forschung betrifft, soll in Kooperation mit der LVGA neu justiert werden. Die Integration der Einrichtung soll noch in der ersten Jahreshälfte umgesetzt werden. Das Land Brandenburg wolle sich verstärkt der angewandten Forschung widmen. Es sei geplant, ein Netzwerk von außeruniversitären Forschungseinrichtungen zu errichten. Die nun in die LVGA integrierte Obstbauversuchsanstalt soll ein Teil davon werden.

„Die Obstbauversuchsstation ist eine Schatzkammer der biologischen Vielfalt. Angesichts der Auswirkungen des Klimawandels auf Landwirtschaft und Obstbau ist der Erhalt der Station enorm wichtig", sagte Raschke. „In Zeiten, in denen die brandenburgischen Obstbauern mehr denn je auf diese genetische Vielfalt angewiesen sind, ist es umso wichtiger, die Station dauerhaft zu erhalten. Der Minister hat das nun auch eingesehen und endlich reagiert.“

Der Erhalt der obstgenetischen Ressourcen in Müncheberg bezieht sich nicht nur auf den physischen Erhalt der Obstbäume und Sorten, sondern gleichermaßen auch auf das nunmehr neunzig Jahre lang gesammelte Wissen zu diesen Sorten, der Wissenserlangung und -weitergabe. In der traditionsreichen Anstalt wird schon seit 1928 geforscht und obstgenetisches Material bewahrt.