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Rassistische Kämpfer bereiten sich auf den „Tag X“ vor

(Nr. 2) Die innenpolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN URSULA NONNEMACHER hat davor gewarnt, dass sich unter dem Deckmantel des Sports Teile der Neonazi-Szene zum Kampf rüsten. Maßgeblich beteiligt seien daran rechtsextremistische Geschäftemacher aus Brandenburg.

Eine der größten rechtsextremistischen Kampfsportveranstaltungen Europas, der so genannte „Kampf der Nibelungen“, ist am 14. Oktober 2017 im nordrhein-westfälischen Kirchhundem über die Bühne gegangen. „An dieser sollen bis zu 600 Personen, darunter etwa 50 Kämpfer, teilgenommen haben“, schreibt Brandenburgs Landesregierung in der Antwort auf eine Kleine Anfrage von URSULA NONNEMACHER. Bei dieser konspirativ organisierten Veranstaltung wurde den „Sportlerinnen“ und „Sportlern“ betontermaßen kein „Bekenntnis zur freien demokratischen Grundordnung“ abverlangt.

Mindestens zwei von fünf Unterstützern des rechtsextremistischen Schlagabtauschs kamen aus Brandenburg: Die Bekleidungsmarken „Black Legion“ und „Greifvogel Wear“. URSULA NONNEMACHER: „Die beiden Hersteller von einschlägiger Bekleidung sorgen dafür, dass ,Mixed Martial Arts‘ – eine besonders brutale Form des Kampfsports – unter Rechtsextremisten und Hooligans verstärkt in Mode kommt.“

Die „Black Legion“ war ursprünglich eine politische Organisation in den USA, die sich vom „Ku-Klux-Klan“ abgespalten hatte. Die gleichnamige „Iron Youth Division“ aus Cottbus kündigt in aggressiver Rhetorik auf ihrer Internetseite an, dass die „Zeiten 80 Jahre nach dem letzten großen Krieg abermals auf Sturm stehen“.

Die Landesregierung geht davon aus, dass „Black Legion“ 2016 und 2017 Mitorganisator des „Kampf der Nibelungen“ war. Im Ring war das Unternehmen mit einem „Black Legion Fighting Team“ vertreten. Dieser Truppe könnten Mitglieder des rechtsextremistischen Kampfsportvereins „Northsidecrew“ angehört haben, vermutet die Landesregierung. Ausweislich der Verfassungsschutzberichte aus den vergangenen Jahren verfügt die „Northsidecrew“ in Lübben über eigene Trainings- und Clubräume, die sie über die kämpferischen Aktivitäten hinaus für Szene-Veranstaltungen nutzt. Das Vereinslogo erinnert laut Verfassungsschutzbehörde an ein Wehr- und Sportabzeichen der nationalsozialistischen Sturmabteilung (SA). Die „Northsidecrew“ sei „in der regionalen rechtsextremistischen Szene Südbrandenburgs gut vernetzt, besonders mit der rechtsextremistischen Hooligan-Szene“.

Hooligans aus Cottbus sind nach Erkenntnissen der Landesregierung in zweistelliger Zahl zum „Kampf der Nibelungen“ gereist. „Leider fällt wieder einmal Cottbus als Dreh- und Angelpunkt der gewaltbereiten Neonazi-Szene auf“, stellte URSULA NONNEMACHER fest.

„Greifvogel Wear“, der zweite „Nibelungen“-Unterstützer aus Brandenburg, residiert im 70 Kilometer entfernten Lindenau (Oberspreewald-Lausitz). Das selbst ernannte „Radical Warrior Clothing Brand“ wirbt mit dem Bekenntnis: „Kampf war schon immer der Vater aller Dinge.“

Gegründet wurde die Marke nach Informationen der Landesregierung vom Inhaber des rechtsextremistischen Musiklabels „One People One Struggle Records“ (OPOS-Records), Sebastian Raack. Auf der Facebook-Seite von „Greifvogel Wear“ steht: „Das wahre neue Deutschland ist nüchtern, stolz, gefährlich und erschafft sich selbst durch Auslese und Kriegergenetik!“

„Es fällt auf, dass die kampforientierten Aktivitäten der Neonazi-Szene immer häufiger mit Bekenntnissen zur ,NS Straight Edge‘-Bewegung verknüpft sind“, sagt URSULA NONNEMACHER. Nach Auskunft der Landesregierung pervertieren die Rechtsextremisten die „Straight Edge“-Grundsätze, zu denen der Verzicht auf Alkohol, Tabak und andere Drogen gehört, „durch den Volksgesundungsgedanken, rassische Überlegenheit, Antisemitismus, Kampf- und Wehrbereitschaft und der Vorbereitung auf den sogenannten ,Tag X‘.“

URSULA NONNEMACHER sagte dazu: „Auch wenn es sich bei dieser subkulturellen Strömung laut Landesregierung bisher um ein Randphänomen handeln soll, so ist doch allergrößte Vorsicht geboten. Denn von kampferprobten Rassisten mit gladiatorenartigen Fähigkeiten gehen erhebliche Gefahren aus. Auf dieses gesteigerte Gewaltpotenzial muss sich auch die brandenburgische Polizei einstellen.“

Die Kleine Anfrage und die Antwort der Landesregierung: http://gruenlink.de/1ej4 (pdf)