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Nord-Brandenburg legt bei Antibiotikavergabe in der Nutztierhaltung massiv zu – Bündnisgrüne fordern Vogelsänger zu Kehrtwende in Agrarpolitik auf

(Nr. 113) Der landwirtschaftspolitische Sprecher der Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN BENJAMIN RASCHKE hat angesichts neuer Zahlen zur Antibiotikavergabe in der Nutztierhaltung und des deutlichen Ansteigens der Verabreichung in Nordbrandenburg von einer „alarmierenden Entwicklung“ gesprochen. Er forderte gesetzliche Änderungen, beispielsweise das Verbot von Mengenrabatten für Antibiotika für TierärztInnen auf Bundesebene, und eine Kehrtwende in der brandenburgischen Agrarpolitik.

Nach den Vergleichszahlen des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ist Brandenburg das einzige Bundesland, in dem eine Teilregion im Vergleich zu 2011 in eine Kategorie mit höherer jährlicher Antibiotikavergabe eingestuft wurde. Im Postleitzahlenbereich 16 -Uckermark, Barnim, Prignitz - lag die Zunahme laut Bundesamt im Zeitraum 2011 bis 2014 im zweistelligen Bereich. Absolut nahm die Antibiotikavergabe hier um rund 15 Tonnen zu. Der Bundestrend bei der Antibiotikavergabe in der Nutztierhaltung ist dagegen rückläufig.

„Die Ergebnisse sind alarmierend. Sie zeigen, dass Agrarminister Vogelsänger mit seiner massentierhaltungsfreundlichen Agrarpolitik einen gefährlichen Weg beschreitet“, sagte BENJAMIN RASCHKE. „Wir brauchen in Brandenburg eine Kehrtwende und müssen wegkommen von immer mehr Megaställen, in denen flächendeckend und prophylaktisch Antibiotika verabreicht werden. Wir fordern eine Einzeltierbehandlung im Krankheitsfall, wie es in der ökologischen Tierhaltung bereits praktiziert wird. Wäre diese Standard, würden die verabreichten Antibiotikamengen massiv zurückgehen.“

Der massive Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung fördert die Herausbildung von resistenten Bakterienstämmen. Diese stellen in der Humanmedizin mittlerweile ein massives Problem dar. Deutschlandweit sterben etwa 30.000 Menschen jährlich an multiresistenten Keimen.

Deutschlandweit wurden laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit 2014 insgesamt 1.238 Tonnen Antibiotika an Tierärzte abgegeben. Dies sind 15 Prozent weniger als im Vorjahr und 27 Prozent weniger im Vergleich zum Erfassungsjahr 2011. Nach den Angaben gingen die verabreichten Mengen auch in Bundesländern mit hohem Anteil an Nutztierhaltung wie Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen deutlich zurück. Im Postleitzahlenbereich 16 (Uckermark, Barnim, Prignitz) hat die Menge im vergangenen Jahr dagegen zugenommen. Im europäischen Vergleich werden pro erzeugter Tonne Fleisch in Deutschland etwa doppelt so viel Antibiotika verabreicht wie in den Niederlanden und fünf Mal so viel wie in Dänemark.

Weiterführende Informationen

>> Die Zahlen des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit