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Ursula Nonnemacher spricht zum Bericht der Landesregierung „Gemeinsam für ein familien- und kinderfreundliches Brandenburg“ – Bericht zur Umsetzung des Familien- und Kinderpolitischen Programms

Sehr verehrten Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Verehrte Gäste! Herr Präsident, ich kann in vorauseilendem Gehorsam verkünden: Ich werde zum Thema sprechen und auch die Redezeit nicht überschreiten.
Die vorgelegte Bilanz des Familien- und Kinderpolitischen Programms über den Zeitraum 2011 bis 2013 verweist auf regelmäßige Änderungen im Programm. Laufend gab und gibt es abgeschlossene, modifizierte oder neu hinzugekommene Maßnahmen und Projekte. Für ein solch hochdynamisches Programm, das sich laufend ändert, fehlen mir die Maßstäbe, es zu bewerten. Die Landesregierung macht sich bisher nur unzureichend die Mühe, erstens nachvollziehbare Daten zu erheben und zweitens Indikatoren für den Erfolg oder Misserfolg festzulegen.

Die von Frau Dr. Ellsäßer kürzlich vorgestellten Daten zu den „Netzwerk-Kindern“ könnten ja vielleicht Anlass sein, mal einen Umschwung in Richtung systematische Datenerfassung vorzunehmen.

(Beifall B90/GRÜNE und der Abgeordneten Blechinger [CDU])

Stattdessen werden ideenreich neue Maßnahmen mit verschiedenen Projekten für Programme entwickelt. Eine zielgerichtete Verschränkung dieser wechselnden Maßnahmen ist eher nicht erkennbar. Die Landesregierung folgt dabei dem Wege von Versuch und Irrtum und nimmt beim Probieren auch die Möglichkeit von Fehlschlägen in Kauf. Macht das Sinn? Ist das besonders mutig? 2011 ging es unter anderem um eine - erstens - familienfreundliche Infrastruktur mit dem „Netzwerk Gesunde Kinder“, zweitens um Eltern-Kind-Zentren und Eltern-Kind-Gruppen und drittens um die Lokalen Bündnisse für Familie und die Förderung der Kinder durch Verbesserung ihrer Bildungschancen.

Mir lag hierbei besonders die sprachliche Bildung der Kinder am Herzen. Jedoch erfahre ich auch aus diesem Bericht der Landesregierung leider gar nichts über die Sprachförderung unserer Kinder, die bereits im Alter von zweieinhalb bis viereinhalb Jahren zunehmend mit Sprach- und Sprechstörungen zu kämpfen haben. Der Bericht führt Projekte zur Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern, die Vorverlegung der Sprachstandsfeststellung und die Umstellung der kompensatorischen Sprachförderung auf alltagsintegrierte Sprachförderung auf - alles Maßnahmen, die ich an sich sehr begrüße. Besonders über die Vorzugswürdigkeit der alltagsintegrierten Sprachförderung haben wir im Ausschuss länger diskutiert.

Trotzdem würde ich weiterhin zu gerne wissen, ob mittlerweile weniger als 25 % der Kinder aus der Gruppe der Zweieinhalb bis Viereinhalbjährigen an Sprach- und Sprechstörungen leiden. Dazu müsste die Landesregierung die eben schon erwähnten Daten sauber erheben und Indikatoren erstellen, um nachweisen zu können, dass die Maßnahmen wirken und Erfolge zeigen, Kinder also mit einem gut entwickelten Sprachschatz in die Schule kommen.

Im Bericht wird die Bildungsmaßnahme Sprachförderung für Kinder dadurch belegt, dass die Ausgaben für Fortbildungen von Erzieherinnen und Erziehern im Bereich Sprachstandsfeststellung beziffert werden, oder es werden die Kosten für die Praxis-CD „Wie kommen Kinder zu Wort?“ aufgeführt. Diese Beiträge zeigen zwar, dass die Landesregierung Geld für Maßnahmen ausgibt, aber dies sagt nichts über die Wirksamkeit der Maßnahmen aus. Wirklich nachweisbare Fortschritte bei der Bildungsmaßnahme Sprachförderung zu erzielen, das wäre im
Sinne einer vorsorgenden Sozialpolitik, die sich diese Landesregierung auf ihre Fahnen geschrieben hat. Der Bericht der Landesregierung scheut sich aber vor einer nachprüfbaren Prioritätensetzung. Es fehlt einfach ein roter Faden in der Familien- und Kinderpolitik der Landesregierung.

(Beifall B90/GRÜNE)