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Marie Luise von Halem spricht zum Antrag von CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN "Freiwilliges Soziales Jahr in der Politik"

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- Es gilt das gesprochene Wort !

„Du glaubst, die da oben machen, was sie wollen und willst dies nicht so hinnehmen?“

Anrede

Mit dem zitierten Satz wirbt der Verein 'Internationale Jugend-Gemeinschaftsdienste' für das Freiwillige Soziale Jahr in der Politik, wie es in den Bundesländern Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und demnächst auch in Berlin angeboten wird.

Wenn die Schulpflicht vorbei ist, fällt es manchem schwer, sich ein Leben ohne Schule vorzustellen. Die große Zahl derer, die eine Ausbildung oder ein Studium abbrechen zeigt uns: wir tun gut daran, jungen Menschen nach der Schule die Gelegenheit zu geben, sich auszuprobieren, das reale Berufsleben erfahren zu können – vielleicht etwa einen Berufs-Erlebnisgarten.

Junge Menschen können eine Ausbildung beginnen, die lange und oft beschwerliche Bergwanderung, an deren Ende eine qualifizierten Berufseinstieg bietet. Wer noch nicht so genau weiß, welchen Weg sie oder er gehen will, sollte die Möglichkeit haben, wie mit einer Seilbahn mal schnell den einen oder anderen Berggipfel zu erreichen und z.B. im Rahmen kurzer Praktika sich die Welt aus unterschiedlichen Perspektiven ansehen.

Die freiwilligen Jahre sind dann vergleichbar mit den Kletterfelsen: Das ist mehr als ein Seilbahntrip, hier muss man sich schon ein bisschen anstrengen, dafür weiß man hinterher ziemlich genau, wie sich so ein Fels anfühlt, wo man am besten Tritt fasst, und wo die Aussicht am besten ist. Freiwillige Jahre erfreuen sich großer Beliebtheit. (wir gestern gehört haben ist beim FSJ Kultur die Nachfrage fast 10 x so groß wie das Angebot.) Es gibt sie mit verschiedenen Ausrichtungen, in Brandenburg bislang für Soziales und Kultur. Politik war bis jetzt im nicht enthalten.

Kollegin Geywitz, die Vorsitzende der neuen Enquetekommission, bemängelte gestern, es stünden noch zu viele Menschen in Brandenburg am Gartenzaun und schauten zu, trauten sich nicht, sich zu beteiligen. Ja - das ist richtig: Demokratie kommt nicht von selbst, Demokratie muss gelernt werden. Ein FSJ Politik kann dabei ein ein wirksames Mittel gegen zunehmende Politik- und Demokratieverdrossenheit. Es ist eine sinnvolle Ergänzung zu den bestehenden Angeboten der politischen Bildung, reale politische Abläufe miterleben und mitgestalten zu können.

Deshalb an dieser Stelle einen Dank an die CDU für die Initiative – ich hoffe, dass die Einführung eine freiwilligen Jahres in der Politik künftig einen Beitrag dazu leisten wird, dass Jugendliche nicht den Eindruck haben, „die da oben machten, was sie wollen“, sondern Lust darauf bekommen, sich einzumischen und zu klettern.