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Marie Luise von Halem spricht zum Bericht der Landesregierung "Bilanz zu den Wirkungen der Bologna-Reform"

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Es gilt das gesprochene Wort !

Anrede,
sehr geehrte frisch vereidigte Ministerinnen!

zum Einstieg möchte ich Ihnen beiden zu dem vorliegenden Bericht gratulieren, denn Sie beide haben sowohl Anteil in Ihren Funktionen, die Sie bis vorgestern innehatten, als auch weiterhin damit zu tun. Frau Ministerin Professor Kunst, in Ihren Händen liegt es jetzt, von dem Geschick, das Sie in Potsdam gezeigt haben, das ganze Land profitieren zu lassen.

Mit der Bilanz zu den Wirkungen der Bologna-Reform liegt uns ein sehr umfangreicher und gründlicher Bericht vor, der viel Positives benennt:

Wir haben in Brandenburg fast alle Studiengänge im Zuge der Bologna-Reform umgestellt, der Anteil der akkreditierten Studiengänge ist hoch. Wir haben eine große Anzahl spezialisierter und ausdifferenzierter Studiengänge, die sich mit dem Angebot in ganz Deutschland messen lassen.

Die flankierenden Maßnahmen des Ministeriums, wie zum Beispiel die Hochschulgesetznovellen und die Überarbeitung der Prüfungsverordnung, waren insgesamt positiv, auch wenn sie manchmal erst auf Druck von außen angepackt wurden.

Bei den Fachhochschulen sind wir im bundesweiten Vergleich gut aufgestellt, bei den Universitäten hingegen auf den hinteren Rängen. Und machen wir uns nichts vor: Fast 70 Prozent der Studierenden in Brandenburg studieren an einer Universität. Und 40 Prozent der Studierenden an der Universität Potsdam, die bei den Befragungen sehr viel schlechter abschneidet als alle anderen Hochschulen. Das brandenburgische Hochschulsystem profitiert aber insgesamt sehr stark von der Attraktivität der Universität Potsdam. Hier muss der Fokus für weitere Verbesserungen liegen.

Es bleibt einiges zu tun. Dies in der Bologna-Bilanz unverblümt und selbstkritisch dargestellt zu haben, ehrt das MWFK ganz besonders. Selbstkritik im Bildungsbereich ist ja hier nicht alltäglich.

Für uns gehören folgende Schwerpunkte zu einer erfolgreichen Bologna-Bilanz:

Erstens: Wir müssen die sozialen Rahmenbedingungen für die Studierenden verbessern. Der Verweis auf das Schüler-BaföG reicht hier nicht. Die Studierendenquote und die Studierneigung von jungen Menschen ohne akademischen familiären Hintergrund erhöhen wir nur mit guten Rahmenbedingungen. Dazu gehört vor allem die Ermöglichung eines individuellen Teilzeitstudiums und die flächendeckende Umsetzung kompletter Teilzeitstudiengänge. Auch Studierende müssen manchmal arbeiten, Angehörige pflegen oder Kinder versorgen. Die Bologna-Bilanz hat hier Spielräume und Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt. Zudem müssen die Hochschulen auch familienfreundlicher werden. Nicht nur im Interesse der Studierenden, sondern auch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Zweitens: Wir müssen Schülerinnen und Schüler gut informieren und sie für ein Studium begeistern. Kampagnen wie „Studium lohnt" müssen fortgesetzt und verstärkt werden, um junge Menschen überall in Brandenburg zu erreichen.

Drittens: Die Qualität der Lehre muss weiter gesteigert werden. Hierfür muss sowohl die Betreuungsrelation als auch die Ausstattung (vor allem die räumliche) an den Hochschulen verbessert werden. Durch das Netzwerk sqb ist ein Anfang gemacht worden, die Lehrkompetenz der Dozentinnen und Dozenten zu steigern. Davon bitte mehr!

Der vorliegende Bericht ist eine gute Grundlage für die kontinuierliche Hochschulplanung, wie sie im nächsten Tagesordnungspunkt von SPD und Linken beantragt wird. Man und auch frau darf gespannt sein, wie es Ihnen als den beiden neuen Ministerinnen gelingen wird, die Anregungen des Berichtes aufzunehmen und Bildung den Stellenwert auch wirklich zuzuweisen, mit dem SPD und Linke angetreten sind, und das auch gegenüber Ihren männlichen Kollegen durchzusetzen!