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Marie Luise von Halem spricht zum Antrag "Kinderbetreuung bedarfsgerecht gestalten"

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Es gilt das gesprochene Wort !

Anrede,
Berliner Möbelpacker schleppen für einen Professor Bücherkisten, Bücherkisten, Bücherkisten. Sie ringen mit sich, aber angesichts so viel offensichtlicher Bildung wendet sich einer von ihnen schließlich an den Professor und fragt: „Sie sind doch ein kluger Mann. Sie können uns sicher sagen, wie heißt es denn nun richtig: 'mir' oder 'mich'?" Der Professor erwidert: „Das kommt darauf an ....". Der Umzugshelfer ist enttäuscht: „Ick seh' schon, Sie wissen's och nich!"

Für den Punkt I des Antrages, etwa 90% des Textes, die Große Anfrage im Antragspelz, wird das wahrscheinlich die Antwort sein: Es kommt darauf an. Darauf, von welcher Kommune die Rede ist, um welche Träger es sich handelt, um welche Betriebe. Ich brauche hier nicht die Landesregierung zu verteidigen, aber es fehlt mir ein bisschen an Phantasie, mir vorzustellen, wie solche Anfragen zu beantworten sein könnten.

Aber worauf kommt es an? Auf Punkt II., die Forderung, das Land möge gegenüber den Kommunen die Rahmenbedingungen verbessern. Das ist richtig, wenn auch sehr wenig konkret. Wir Oppositionsparteien haben hier vielfach und erfolglos die Regierungsparteien zu überzeugen versucht, dass die Erhöhung des Kita-Betreuungsschlüssels, die einzige bildungspolitisch relevante Maßnahme der Landesregierung in dieser Legislaturperiode, nicht ausreicht, die Qualität der Kindertagesstätten spürbar zu verbessern. Unser Betreuungsschlüssel ist im Bundesvergleich immer noch ziemlich schlecht, die Mittel zur Sprachförderung decken nicht den Bedarf, die Kita-LeiterInnen erhalten für die Verwaltungsarbeit zu wenig Freistellung. Alles Punkte, bei denen die Koalition offenbar keinen Handlungsbedarf sieht. In der Kritik daran sind wir einig mit der FDP.

In der Landeshauptstadt Potsdam drohen die Kita-Träger im Streit um die Finanzierungsrichtlinien der Stadt gerade mit juristischen Mitteln. Das Rathaus will die Qualitätsparameter einsparen. Qualitätsorientierte Arbeit, kontern die Träger, sei so nicht mehr möglich. Und natürlich hat das Land damit etwas zu tun!

Uns Bündnisgrünen ist allerdings wichtig, dass der Fokus der Debatte um die Kindertagesstätten auf der Qualität bleibt. Es geht um die Kinder in der für ihre gesamte Entwicklung wahrscheinlich sensibelsten Phase. Es geht darum, sie ernst zu nehmen und mit ihnen zu reden. Natürlich entscheidet der Betreuungsschlüssel darüber, ob das gelingt. Elterliche Erwerbstätigkeit wird dann auch leichter. Aber im Kern geht es um die Kinder. Und darum, dass sie früh lernen, ob es 'mir' heißt oder 'mich'.