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Marie Luise von Halem spricht zu "Potenziale zur Fachkräftesicherung in Brandenburg nutzen"

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Es gilt das gesprochene Wort!

Anrede,

Immer wieder hat man den Eindruck, der Einsatz gegen den seit Jahren angekündigten Fachkräftemangel gleiche dem Kampf gegen Windmühlen, den der spanische Ritter Don Quijote, alias die brandenburgische Landesregierung, gegen die sich stetig drehenden Windmühlenflügel der demografischen Entwicklung führt. Und doch lohnt es sich natürlich, genauer nachzuforschen, ob nicht zumindest die Rahmenbedingungen des scheinbar aussichtslosen Kampfes verändert werden können. Wir unterstützen natürlich den Antrag der Regierungsfraktionen und auch den der CDU mit dem etwas kritischeren Blick auf die Effektivität von Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie geeignete Unterstützung für kleine und mittelständische Unternehmen.

Neben der demografischen Entwicklung gibt es durchaus weitere Faktoren, die Härte und Schlag der Windmühlenflügel verursachen. Für manche ist die Landesregierung selbst verantwortlich. Exemplarisch seien hier genannt:

  • Warum steigt die Anzahl der SchulabgängerInnen ohne Hauptschulabschluss und damit ohne Aussicht auf eine Fachkraftkarriere auf aktuell 13 Prozent in Brandenburg (drittletzter Platz bundesweit!) – wo doch Minister Rupprecht dieses Thema Anfang des Jahres zur Chefsache machen wollte?
  • Warum hat sich laut Fachkräftestudie die Zahl der Ausbildungsbetriebe in Berlin-Brandenburg in den letzten acht Jahren um 21 Prozent verringert?
  • Was tun wir gegen den eklatanten Mangel an Berufsschullehrerinnen und -lehrern?
  • Was mag das bedeuten, wenn ein für LehrerInnenausbildung zuständiger Professor der Uni Potsdam im Bildungsausschuss dem Bildungsminister vorschlägt, er möge ihn doch mal informieren, welche Fachkombinationen für künftige LehrerInnen aussichtsreich seien, das würden die Studierenden sicher gerne erfahren?

Da gibt es durchaus Windmühlenflügel, die den armen Ritter mit aller Härte malträtieren.

Was tun?

Die Regierung ist aufgefordert, zu berichten und konkrete Schritte zu ergreifen. Sie ist dabei in der komfortablen Situation, sich aus der Vielzahl der in der gemeinsamen Fachkräftestudie vorgeschlagenen Maßnahmen die aus ihrer Sicht richtigen und zielführenden aussuchen zu können.

Wir Bündnisgrüne könnten uns z.B. gut vorstellen, bei der Suche nach Fachkräften sowohl das Nachbarland Polen stärker in den Blick zu nehmen als auch den hier lebenden Ausländerinnen und Ausländern die Anerkennung ihrer im Ausland erworbenen Qualifikationen endlich zu erleichtern. Und dann – in der Hauptsache - mein ceterum censeo: Bildung, Bildung, Bildung – als lebenslange Aufgabe.

Don Quijote gibt sich zum Ende seiner Geschichte den Beinamen 'Ritter von der traurigen Gestalt'. So weit will ich den Vergleich mit der Landesregierung natürlich nicht treiben. Dazu ist das Anlegen zu wichtig. Schade nur, dass auf die konkreten Vorschläge der Landesregierung noch ein ganzes Jahr warten müssen.