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Isabell Hiekel spricht zum Düngeverordnung-Antrag

- Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Vizepräsidentin,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
sehr geehrte Damen und Herren,

wir reden heute über unseren Antrag zur Düngeverordnung. Aber eigentlich geht's um's Wachsen. Und um sie auch optisch darauf einzustimmen, trage ich heute extra auch das passende Pflanzenkleid.

Und weil eigentlich schon wieder alles zu unserem Antrag gesagt wurde, will ich den Bogen ein bisschen weiter spannen.

Viele Menschen verbinden mit "Wachsen" auch "Düngen", denken aber in diesem Kontext eher an den Blumendünger aus der Plastikflasche für die Kübel- und Zimmerpflanzen. Den Kleingartenbesitzern kommt bei dem Gedanken wahrscheinlich eher das ertragreiche Gemüsebeet oder der sattgrüne Rasen in den Sinn.

Unseren Landwirtinnen und Landwirten treibt der Gedanke die Schweißperlen auf die Stirn, denn sie sehen sich vor allem den Beschränkungen ausgesetzt, die mit der neuen Düngeverordnung auf sie zukommen.

Wir sind über die neuen Bestimmungen alle nicht glücklich, weil sie das Leben und auch das Überleben der Landwirtschaftsbetriebe nicht leichter machen. Und weil es berechtigte Zweifel gibt, ob die neue Düngeverordnung die anstehenden Probleme wirklich zukunftsorientiert lösen kann. In unserem Fachgespräch am 29. Mai ist das deutlich geworden.

Aber es gibt eben auch die andere Seite. In meinem Regionalbereich zum Beispiel lebt eine junge Familie in einer kleinen Siedlung inmitten der Agrarlandschaft bei Friedland. Die Leute müssen ihr Trinkwasser in Plastikflaschen ran karren, weil das Wasser in ihrem Brunnen einen viel zu hohen Nitratgehalt hat. Dieses Wasser ist schlicht weg nicht mehr zu trinken und hat vor zwei Jahren zu einem Krankenhausaufenthalt der jungen Frau geführt.

Sicher, Brandenburg hat nicht das große Nitratproblem wie die westlichen Länder. Das ist die gute Nachricht. Aber es ist trotzdem da, das Problem mit zuviel Nitrat im Boden, das bis ins Grundwasser verfrachtet wird. Und das ist die schlechte Nachricht. Denn verseuchter Boden lässt sich, wenn überhaupt, nur über ganz lange Zeiträume regenerieren.

Deshalb ist es so ungeheuer wichtig, dass wir das Grundwasser schützen. Wir tragen Verantwortung dafür, dass unser Trinkwasser für unsere und für die folgenden Generationen in gesunder Qualität vorhanden ist.

Und es geht auch nicht nur um das Grundwasser. Die Herstellung und Ausbringung von mineralischem Stickstoffdünger wie auch die unsachgemäße Ausbringung von organischen Dünger führt zudem auch noch zur Freisetzung von Klimagasen. Noch ein Grund mehr, die Sache mit der Düngung mal neu zu denken. Und dazu muss man den Blick weiten!

Die Grundressource des Ackerbaus ist der Boden. Er ist begrenzt verfügbar und nicht erneuerbar.

Die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit ist deshalb eine wesentliche Grundlage für den Ackerbau. Die Bodenfruchtbarkeit wird nicht nur durch die Nährstoffe bestimmt, sondern auch durch den Humusgehalt, durch das Bodenleben, die Bodenstruktur, die Wasserhaltefähigkeit und viele weitere ertragsbeeinflussende Parameter, die gegenseitig, aber auch mit den Pflanzen und dem Klima in Wechselbeziehungen stehen.

Deshalb kann es bezüglich einer nachhaltigen Ackerbaupraxis nicht nur um das Düngen gehen, schon gar nicht unter den Bedingungen des Klimawandels und der nicht besonders vorteilhaften brandenburgischen Standortverhältnisse.

Was ist also zu tun?

  • Die verschiedenen Konzepte der Bodenbearbeitung situationsabhängig und flexibel anwenden
  • Fruchtfolgen sinnvoll planen und vor allem vielfältig gestalten
  • Nährstoffkreisläufe so gut wie möglich schließen
  • Das Nährstoffmanagement optimieren und Überschüsse abbauen (Hier kommt die Düngeverordnung ins Spiel)
  • Den Pflanzenschutz umweltverträglicher gestalten
  • Landschaftsstrukturen integrieren und die Biodiversität fördern

Diese Punkte kann man auch unter den Begriff "Ackerbaustrategie" einordnen, der in unserem Antrag durchaus einen Platz gefunden hat. Auch wenn unser Antrag heute vorzugsweise die Düngeverordnung im Blick hat, werden wir die Ackerbaustrategie nicht aus den Augen verlieren, zumal sich auf Bundes- und EU-Ebene Entwicklungen in Richtung einer nachhaltigeren Landbewirtschaftung andeuten, die wir gern aufgreifen.

Wir werden an den oben beschriebenen Aufgaben arbeiten und fangen gleich nächste Woche damit an - im Diskussionsprozess mit den Volksinitiativen für Insektenschutz und Artenvielfalt.

Insofern, liebe Kollegen von der LINKEN, ist Ihr Änderungsantrag auch nicht zwingend nötig und wird von uns abgelehnt. Aber Sie sind herzlich eingeladen, am Diskussionsprozess um eine nachhaltige zukunftsorientierte Landnutzung teilzunehmen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!