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Michael Jungclaus zum Bericht der Landesregierung „Gebührenfreiheit im Bereich der Berufsqualifikation und -fortbildung (Drucksache 6/7419-B)“

- Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen Abgeordnete, liebe Gäste,

Dem Handwerk in Brandenburg geht es derzeit gut. Vier von zehn Unternehmen sprechen von gestiegenen Auftragseingängen. Die Bücher sind prall gefüllt, Auftraggeber müssen Wartezeiten von durchschnittlich 9,4 Wochen einplanen. Im Bauhauptgewerbe sogar im Schnitt 14,8 Wochen.

Beste Karriereaussichten für Berufseinsteiger könnte man meinen. Aber im Gegensatz zu einer akademischen Ausbildung muss im Handwerk die Ausbildung zum Meister aus der eigenen Tasche bezahlt werden und das finden wir ungerecht.

Ein Studium der Naturwissenschaften kostet den Brandenburger Steuerzahler oder die Brandenburger Steuerzahlerin im Durchschnitt 61 000 Euro, ein Bachelorabschluss 28 000 Euro. Dagegen kostet eine Meisterausbildung, zum Beispiel im Bäckereihandwerk zwischen 4 000 und 5 000 Euro und beim Tischler gut 8 000 Euro, die aber eben vom Meisterschüler oder der Meisterschülerin selbst zu tragen sind – Fahrtkosten nicht eingerechnet.

Eine Meisterausbildung ist Voraussetzung für die Selbstständigkeit in 41 zulassungspflichtigen Handwerksberufen. Nachfolger für alteingesessene Handwerksbetriebe zu finden ist ein wachsendes Problem. In Brandenburg wird deshalb schon seit 2015 die Gründung eines Meisterbetriebs finanziell gefördert. Die Übernahme der Kosten der Meisterausbildung wäre der nächste logische Schritt.

Das hatten wir zusammen mit der CDU schon 2017 gefordert.

Genau, wie in der entsprechenden Plenardebatte von uns vorhergesagt, wurde das Thema auf die lange Bank geschoben. Und die Landesregierung schlägt uns nun nach 1 ½ Jahren vor, weiter abzuwarten. Abzuwarten, bis sich die Bundesregierung im Bundesrat beim Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz irgendwann einmal einigt.

Eine der größten Herausforderungen für das Handwerk ist heute der Fachkräftemangel. Er verschärft sich mit zunehmenden Folgen für die ganze Wirtschaft und ist inzwischen zu einer Wachstumsbremse geworden.

Die Ausbildung im Handwerk muss attraktiver werden. Sie braucht die gleiche öffentliche Aufmerksamkeit wie die akademische Ausbildung und natürlich auch die gleichen Rahmenbedingungen. Wir müssen also endlich auch die Meisterschülerinnen und -schüler von Kosten entlasten.

Insgesamt variieren die Lehrgangs- und Prüfungskosten ja im Land Brandenburg je nach Beruf bzw. Gewerk, aber auch nach Kammerbezirk, sehr stark.

Bei Kosten von 2.500 Euro bis 15.000 Euro ist der Meisterbonus als Festbetrag dafür ungeeignet. Wir fordern daher zumindest den Meisterbonus deutlich zu erhöhen und anteilig zu den anfallenden Ausbildungskosten zu zahlen.

Die akademische Ausbildung ist in Deutschland mit gutem Grund kostenfrei, Bildung ist die Voraussetzung für unseren Wohlstand. Das Land finanziert die Hochschulen und sollte daher auch Mittel und Wege finden die berufliche Ausbildung kostenfrei zu gestalten.

In diesem Sinne nehmen wir den Bericht zwar zur Kenntnis, sehen die Angelegenheit damit aber noch lange nicht als erledigt an.

Vielen Dank!