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Ursula Nonnemacher spricht zum Bericht der Landesregierung über den Stand der geförderten Brandenburger Projekte für Umbaumaßnahmen der Kliniken im Land Brandenburg und zur Förderung neuer Versorgungsformen und Versorgungsforschungsvorhaben

- Es gilt das gesprochene Wort!

Anrede!

Der Bericht der Landesregierung gibt einen kleinen Einblick, wie die medizinische Versorgung der Zukunft aussehen kann. Und der Bericht zeigt, dass es eben nicht Angst machen muss, wenn sich Gesundheitsstrukturen an veränderte Bedarfe anpassen. Im Gegenteil: Es sind erste zarte Pflänzchen einer Versorgung, in deren Zentrum die Patientinnen und Patienten stehen. Eines dieser Pflänzchen wächst zum Beispiel in Templin.

Ich habe mir im Rahmen meiner letzten Sommertour das Projektvorhaben IGiB-StimMT dort angeschaut. Die Stadt und die sie umgebende Region ist sehr gut gewählt. Zuallererst muss hier, in einer Gegend mit besonders wenigen jungen Menschen, vielen multimorbiden älteren Menschen und weiten Wegen, Gesundheitsversorgung umfassender als bisher gedacht werden. Dazu gehören an vorderster Stelle die Zusammenführung ambulanter und stationärer Angebote sowie der Notfallrettung aber auch die Zusammenarbeit zwischen Bund und Land. Alle Faktoren sind in Templin berücksichtigt. Das dortige Krankenhaus geht eine Kooperation mit der Kassenärztlichen Vereinigung ein, und es sollen zum Beispiel mit Agneszwei-Fachkräften Strukturen geschaffen werden, die nicht nur die Versorgung, sondern auch die Betreuung gerader multimorbider älterer Patientinnen und Patienten ermöglichen. Das geht naturgemäß weit über die Möglichkeiten niedergelassener oder stationär tätiger Ärztinnen und Ärzte hinaus. Allerdings vermissen wir ein pädiatrisches Angebot. Es wäre aus unserer Sicht hochsinnvoll, dieses Angebot gerade in Regionen mit Geburtenrückgang ebenfalls neu zu denken, um ihre Zukunftsfähigkeit zu fördern. Gerade hier ist es nachvollziehbar wenig reizvoll, sich als Kinderärztin oder -arzt niederzulassen. Vielleicht können Sie da noch steuernd eingreifen!

Das Projekt QS-Notfall findet ebenfalls unsere Zustimmung. Schließlich sind Morbidität und Mortalität des Herzinfarktes in Brandenburg im Vergleich zu anderen Bundesländern deutlich erhöht. Hieran muss sich dringend etwas ändern! Es fällt auf, dass an diesem Projekt 22 Berliner Häuser beteiligt sind, aber nur zwei aus Brandenburg. Ich möchte dazu kurz bemerken, dass diese Zahlen zeigen, wie unnötig die teilweise überhitzt geführte Debatte einer gemeinsamen Krankenhausplanung mit dem Land Berlin ist. In diesem Fall helfen die Berliner Einrichtungen bereits jetzt, Brandenburger Leben zu retten. Es wäre schön, wenn sich zeitnah auch mehr als nur zwei Brandenburger Rettungsdienste am Projekt beteiligen würden.

Wir waren erstaunt, auf welchen Bedarf die Ausweitung der akutneurologischen Versorgung durch das Projekt ANNOTeM trifft. Deswegen sind wir auch mit diesem Projekt sehr einverstanden, auch wenn sich die Landesregierung bei einer dreifach überhöhten Nachfrage hier vermutlich ziemlich verschätzt hat! Aus unserer Sicht sollten Sie deswegen noch einmal genau auf die akutneurologische Gesamtversorgung schauen!

Für uns ganz neu ist das Projekt Continuum of Care School. Ein Projekt, das sich an Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen richtet, ist in einem mit entsprechenden therapeutischen Angeboten unterversorgtem Land wie Brandenburg mehr als sinnvoll. Es entlässt die Landesregierung aber auch hier nicht aus der Verantwortung, endlich mehr entsprechende Angebote zu schaffen.

Wir sind, wie gesagt, hocherfreut über die durch die Fonds gegebenen Impulse. Wir hoffen, dass die aus ihnen gewonnenen Erkenntnisse im Sinne der Patientinnen und Patienten auch über das Ende der Förderperiode hinaus genutzt werden.