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Ursula Nonnemacher spricht zum Antrag der CDU-Fraktion „Sichere Zukunft in der Pflege - Herausforderungen des Fachkräftemangels anpacken!“

- Es gilt das gesprochene Wort!

Anrede!

Albanien, Südafrika, Mexiko: Diese Länder assoziiert man mit Vielem: Abenteuerurlaub, fremden Sprachen, anderen Kulturen. Auch mit Ausbildungsorten für Pflegekräfte in brandenburgischen Altenpflegeeinrichtungen oder Pflegediensten? Eigentlich nicht. Und dennoch: Private Pflegeunternehmen betreiben mittlerweile in diesen Ländern Schulen zur Ausbildung von Fachkräften. Die Ausbildung nach deutschem Standard beträgt drei Jahre, Sprachkurs mit Abschluss auf B 2 Niveau inklusive. Das ist kein irrsinniges investives Risiko, sondern Symptom für massive Fehlentwicklungen in der Altenpflege und scheinbar der letzte Ausweg, um an Fachkräfte zu kommen. Dieser Schritt ist jedoch nur privatwirtschaftlichen Pflegefirmen möglich. Und eine bedarfsdeckende Anzahl von Pflegefachkräften wird sich so sicher auch nicht ausbilden lassen. Was ist los?

Die Arbeit in der Pflege ist körperlich und seelisch erschöpfend, der Krankenstand weit überdurchschnittlich. Die durchschnittliche Verweildauer in der Pflege liegt bundesweit bei nur 8,4 Jahren. Das wissen wir seit Jahrzehnten. Im Rahmen der Aktuellen Stunde zum Thema Pflege im Februar habe ich gesagt, dass zwar in wohlfeilen Sonntagsreden immer wieder angemerkt wird, dass das Berufsbild der Pflege aufgewertet werden müsse, sich diese Frage aber montags meist wieder erledigt habe und sich faktisch kaum etwas tue.

Im Gegensatz dazu wird der vorliegende Antrag der CDU-Fraktion wohltuend konkret! Wir befürworten viele Ideen, die darinstehen, oder halten es zumindest für angebracht, über die Impulse ernsthaft nachzudenken. Zum Beispiel klingt die Forderung, das Land solle die Pflegeeinrichtungen durch das Angebot von kostenfreien Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen unterstützen, plausibel. Ebenfalls plausibel ist die Forderung nach Angeboten der Supervision und präventiven Gesundheitskursen. Sie führen erwiesenermaßen zu einer höheren Identifikation mit dem Job und zu mehr Zufriedenheit im Beschäftigungsverhältnis. Wir möchten von der Landesregierung wissen, ob und wie sie sich vorstellen kann, die Pflegenden bei der Wahrnehmung solcher Angebote zu unterstützen?

Geradezu aus dem Herzen spricht uns die Forderung, den Wechsel zwischen Teil- und Vollzeit zu ermöglichen. Die Fakten, und das hat die CDU zumindest in der Abteilung Soziales hier auf Landesebene erkannt, sprechen eine deutliche Sprache: Pflege ist weiblich dominiert, die Frauenquote liegt bei 87%, die Vollzeitquote dagegen bei nur bei 32%. Leider beweist die CDU auf Bundesebene eindrucksvoll, dass die Kenntnis der Fakten noch lange nicht zu den richtigen Entscheidungen führt. Sie hat doch erfolgreich das Rückkehrrecht in Vollzeit verhindert! Was soll denn die Landesregierung da jetzt tun? Für diesen absolut richtigen Vorstoß sollten Sie so schnell wie möglich mal mit ihren Kolleginnen und Kollegen von der CDU im Bundestag sprechen!

Und wenn Sie dabei sind: Vielleicht fragen Sie auch gleich mal danach, warum durch die neue Bundesregierung nur 8000 Stellen im Sofortprogramm Pflege geschaffen werden sollen, die dazu noch durch die gesetzliche Krankenversicherung systemwidrig finanziert werden?

Aber zurück zum Lob: Wir halten es für sinnvoll, zu überlegen, in welchem Umfang das Land die Ausbildungsvergütung in der Altenpflege übernehmen kann. Klar ist, dass dies aus finanzieller Sicht nur für einen ganz begrenzten Zeitrahmen erfolgen kann. Wir erwarten deshalb gleichzeitig, und das können Sie, liebe CDU-Fraktion gleich auch im Bund ansprechen, dass die neue Bundesregierung hier wirklich zu Potte kommt und schnellstmöglich das Schulgeld in den Gesundheitsfachberufen abschafft, so wie es im Koalitionsvertrag vereinbart wurde.

Wir stimmen dem Antrag zu!