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Marie Luise von Halem spricht zur Aktuellen Stunde „Sicherung hochqualifizierter Fachkräfte in den naturwissenschaftlichen-technischen Berufen (MINT)“

- Es gilt das gesprochene Wort!

[Anrede]

Vielleicht hat jemand von Ihnen ja schon von „Calliope mini“ gehört – einem Kleinstcomputer für den Einsatz in der Grundschule. „Dieser Computer kann unser Schulsystem revolutionieren“ schrieb die ZEIT im Herbst letzten Jahres (online, 11.10.16). Einzelne Bundesländer experimentieren damit, aber Schule ist oft ein schwererer Tanker als die Wissenschaft (und auch die Politik) sich das wünschte. Parallel dazu gibt es eine Debatte darüber, ob Grundschülerinnen und –schüler programmieren lernen sollten?

Ich denke: Ja! Natürlich müssen die Lehrkräfte darauf vorbereitet sein. Das frühe Lernen erlaubt einen spielerischen Umgang, kann den konkreten und lebensnahen Verwendungszweck für die Technik aufzeigen und verhilft vor allem Mädchen in einer Zeit, in der die Rollenverständnisse noch nicht gefestigt sind, zu einem selbstbewussten Umgang mit Technik. Eine aktuelle Microsoft-Studie (Why Europe’s girls aren’t studying STEM, 2017) zum Verhältnis von europäischen Mädchen zu den MINT-Fächern macht deutlich, dass Mädchen bis zum Alter von 15-16 Jahren sehr leicht für MINT zu begeistern sind, wobei die Rolle des Elternhauses und der Schule entscheidend sind. Danach schwindet die Begeisterungsfähigkeit. Im europäischen Vergleich steht die Motivierungsfähigkeit deutscher Lehrkräfte wie auch deutscher Elternhäuser im unteren Mittelfeld. Da ist noch Luft nach oben.

Es gibt keinen Zweifel, dass Kinder so früh, so lebensnah und so breit gefächert wie möglich für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik zu begeistern sind. Es gibt auch keinen Zweifel, dass wir diese Fächer viel zu lange stiefmütterlich behandelt haben. Mittlerweile gibt es allerdings eine Vielzahl von Initiativen und Stiftungen, die sich dieses Themas annehmen und Großartiges anbieten. Ja, es wäre schon mal interessant zu sehen, ob und wie sich der Umgang mit den MINT-Fächern in Kita und Schule wirklich verändert hat. Dass wir uns im Ländervergleich verbessert haben, ist schon mal sehr erfreulich.

Der hier vorliegende Antrag begeistert mich allerdings nicht. Einmal fehlt der spezielle Fokus auf der frühen Bildung, auf Kita und Schule. Zum Anderen enthält er – wie so viele Koalitionsanträge – mal wieder viel Wohlfühlwatte und wenig Konkretes. „Geeignete Instrumente entwickeln“, „besser zu unterstützen“, weiter zu stärken“ sind wieder die blumigen Schlüsselbegriffe, unter denen man sich alles und gar nichts vorstellen kann. Die Einrichtung des gerade im Bundestag diskutierten „MINT-E-Portals“ zu unterstützen, ist ein gute Sache, aber natürlich nicht ausreichend, um daraus einen gehaltvollen Antrag zu machen.

Aber gut, man kann dem Antrag zustimmen, aber er wird nichts verändern. Darauf, dass alle Kinder in der Grundschule programmieren lernen, werden wir wohl noch ein bisschen warten müssen.