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Michael Jungclaus spricht zum Antrag der CDU-Fraktion „Weidetierhaltung mit Schutzjagden auf Problemwölfe sichern – Landesweit einheitliches Verfahren mit der Wolfsverordnung etablieren“

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-Es gilt das gesprochene Wort!

Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete, liebe Gäste!

Neben der Kreisreform wird kaum ein Thema in letzter Zeit so emotional diskutiert wie der Umgang mit dem Wolf. Nicht nur mit Lagerfeuerchen bei sogenannten Wolfswachen machen die Landnutzer auf sich aufmerksam und signalisieren uns, dass das Land mehr im Umgang mit dem Wolf tun muss als bisher. Wie dann auch das letzte vom Umweltministerium organisierte Wolfsplenum am 26. April gezeigt hat, bestimmen momentan leider vor allem gegenseitige Anschuldigungen zwischen Landnutzern und Naturschützern die Diskussion.

Die bereits erfolgte Bewertung von Maßnahmenvorschlägen durch das Ministerium hat die Situation dann fast eskalieren lassen. Das hätte in der Tat anders laufen können.

Aber auch inflationäre Landtagsanträge aus der Abteilung Populismus sowie die unverschämten Äußerungen des Landrates von Märkisch-Oderland und Präsidenten des sogenannten Forums Natur, der Naturschützer jetzt schon wiederholt als ÖKo-Pegida beschimpft hat sind bei dem Thema sicherlich nicht förderlich.

Wir möchten an dieser Stelle an alle Beteiligten appellieren, zu einer konstruktiven und sachlichen Atmosphäre zurückzufinden, wie wir sie zum Beispiel in der ersten Anhörung zum Wolfsmanagementplan im Umweltausschuss hatten.

Nachdem wir nun bereits im Januarplenum von der AfD-Fraktion, den Abgeordneten von BVB/Freie Wähler und von der CDU-Fraktion mit Anträgen zum Wolf versorgt wurden, muss jetzt die CDU-Fraktion noch einmal nachlegen. Und ich nehme das Fazit schon einmal vorweg: auch dieser Antrag geht leider weitgehend an den Erfordernissen vorbei. Irgendwie scheinen Sie die Ergebnisse der ersten Expertenanhörung im Ausschuss entweder zu ignorieren oder vielleicht auch nicht wahrhaben zu wollen. Anders ist es nicht zu erklären, warum Sie erneut die Ermittlung einer Populationsgröße fordern, um Abschusszahlen für den Wolf festzulegen?

Selbst der Schafzuchtverband hat klipp und klar gesagt, dass diese Herangehensweise eben gerade nicht zielführend ist.

Und dann erinnere ich auch an die Diskussion zum Jagdgesetz aus der letzten Legislaturperiode, wo uns der Ökologische Jagdverband nur allzu anschaulich vermittelt hat, dass man Wildtiere nicht zählen kann – ich hatte damals den Eindruck, dass Sie sich dieser Argumentation angeschlossen haben. Nun gilt das auf einmal nicht mehr?

In der Anhörung hieß es dann, beim Wolf schaue man sich die Schneespuren an. Aber mit Schnee sieht es nun mal nicht mehr so rosig aus in Brandenburg, der Klimawandel lässt grüßen. Der Wolf hat extrem große Territorien und ist sehr mobil. Und da Populationen ohnehin nicht nach Landesgrenzen definiert werden, ist Ihre Forderung nach Obergrenzen auch schon nach fachlichen Gesichtspunkten Murks.

Der Schafzuchtverband hat ganz klar hervorgehoben, dass Herdenschutzhunde und wolfssichere Zäune die Mittel der Wahl sind, um die Weidetiere vor Wolfsangriffen zu schützen. Er berichtete von mehreren Schafhaltern, wo nach Anschaffung eines Herdenschutzhundes Ruhe eingekehrt ist. Der Wolf traut sich nicht mehr an die Schafe heran. Das zeigt doch, dass ein Miteinander von Weidetierhaltung und Wolfsschutz machbar ist und wir plädieren stark dafür, diesen Weg weiterzugehen.

Dafür brauchen wir aber ausreichende und schnelle Unterstützung durch das Land. Vor allem keine Wartezeiten von 14 Monaten oder mehr. Das betrifft nicht nur die Anschaffung sondern vor allem auch den Unterhalt von Zäunen und Herdenschutzhunden inklusive Arbeitsaufwand.

Und wenn Sie die, in der Tat sehr geringen durchschnittlichen Jahreseinkommen der Weidetierhalter ansprechen, sei ein Hinweis gestattet: Die unsägliche Agrarpolitik der CDU-geführten Bundesregierung ist mit hieran schuld, denn eine adäquate Förderung der Weidetierhaltung und der ökologischen Landwirtschaft hat sie bisher nicht die Bohne interessiert. Bei Ihnen werden stattdessen den Großbetrieben immense Summen an Flächenprämien hinterhergeworfen.

Mit einer vernünftigen Ausgestaltung der Agrarförderung wäre den Tierhaltern jedenfalls mehr geholfen, als mit dem vorliegenden Antrag, der den Abschuss der erfolgreich zurückgekehrten Vorfahren unserer Hunde fordert.

Zum Abschluss noch ein Zitat des Schafzuchtverbandes: Nicht der Wolf ist das eigentliche Problem der Weidehalter, sondern die nichtbezahlte Wertschätzung unserer agrarökologischen Dienstleistung für Umwelt und Naturschutz.

Und das bringt es meiner Auffassung nach ziemlich genau auf den Punkt!

Vielen Dank!