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Sinkender Wasserspiegel in der Havel durch Tagebauflutungen?

Heide Schinowsky:

Der Pegel der Havel soll Medienberichten zufolge im Juni um mehr als 35 Zentimeter gefallen sein. Der Leiter des Außenbezirks Rathenow beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) wies zur Erklärung zum einen darauf hin, dass zuletzt wenig Wasser die Havel hinabgeflossen sei; die Durchfluss habe zeitweise unter zehn Kubikmetern pro Sekunde gelegen. Um die aktuelle Situation zu entschärfen, hätte man sich entschlossen, von der seenartigen Verbreiterung der Havel oberhalb der Stadt Brandenburg mehr Wasser als herunterzulassen.

Ganz entscheidender Grund sei aber, dass von der Spree nicht mehr so viel Wasser wie früher in die Havel fließe. Die Ursache hierfür sei bekannt: Das Wasser der Spree werde verwendet, um die Seen zu füllen, die aus den ehemaligen Tagebauen in der Lausitz geschaffen worden sind. (vgl. MAZ. 18. Juni 2018: „Anwohner beunruhigt: Darum führte die Havel so wenig Wasser“)

Ich frage die Landesregierung: Wie wird, falls es einen Zusammenhang zwischen dem sinkenden Wasserstand der Havel und der Flutung der Tagebauseen gibt, sichergestellt, dass dem entgegengewirkt werden kann?

Antwort der Landesregierung:

Minister für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft:

Sehr geehrte Frau Abgeordnete,

ein Zusammenhang zwischen dem sinkenden Wasserstand der Havel und der Flutung der Tagebauseen kann ausgeschlossen werden.
Die Bewirtschaftung des Flusseinzugsgebietes der Spree basiert auf der Grundlage von abgestimmten Bewirtschaftungsgrundsätzen der Länder Sachsen, Brandenburg, Berlin und Sachsen-Anhalt sowie der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes.
Nach diesen Grundsätzen erfolgt die Flutung und Nachsorge der Tagebaurestseen nach Prioritäten.

An erster Stelle steht die Gewährleistung der erforderlichen Mindestabflüsse und die Wasserqualität, an zweiter Stelle steht die Wiederauffüllung der Speicher zur Sicherung ihrer Betriebsbereitschaft (Prinzip: Oberlieger schützt Unterlieger) und an dritter Stelle steht die Stützung der Scheitelhaltung des Oder-Spree-Kanals aus dem Spreegebiet.
Erst wenn alle Anforderungen der Ränge 1 bis 3 ausreichend gedeckt sind, ist eine Flutung und Nachsorge der Tagebaurestseen möglich.

Auf Grundlage dieser Festlegungen stimmen sich die verantwortlichen Behörden und Institutionen der Länder mindestens wöchentlich und bei angespannten hyd-rologischen Lagen - so auch bei Niedrigwassersituationen - täglich im Rahmen der operativen Wasserbewirtschaftung ab.

In diesem Jahr werden wegen des geringen Wasserdargebotes und der hydrologischen Verhältnisse im Einzugsgebiet der Spree seit April keine Tagebaurestseen mehr mit Flutungswasser versorgt.

Seit Mai erfolgt eine Niedrigwasseraufhöhung der Spree durch zusätzliche Abgaben aus den sächsischen Talsperren und Speichern. So konnten bis Mitte Mai Wassermengendefizite in der Spree verhindert werden.
Weshalb trotz dieser zusätzlichen Abgaben die Mindestabflüsse im unteren Spreegebiet ab der 20. KW nicht gehalten werden konnten, ist hauptsächlich auf die extrem trockenen Verhältnisse zurückzuführen. Im Mai dieses Jahres sind ca. 30 % weniger Niederschläge als im langjährigen Mittel gefallen.

Das von der Spree nicht mehr so viel Wasser wie früher in die Havel fließt, ist auch dem starken Rückgang der Grubenwassereinleitungen aus dem aktiven Tagebaubetrieb geschuldet. Während Ende der 80-er Jahre noch etwa 30 m³/s Sümpfungswasser in die Spree eingeleitet wurden, sind es aktuell nur noch etwa 10 m³/s.

Mit freundlichen Grüßen

Jörg Vogelsänger