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Vorkommen, Auswirkungen und Bekämpfungsmaßnahmen der Beifuß-Ambrosie in Brandenburg

Kleine Anfrage „Vorkommen, Auswirkungen und Bekämpfungsmaßnahmen der Beifuß-Ambrosie in Brandenburg“ herunterladen (PDF, 266 KB)

(Nr. 958 – Benjamin Raschke und Ursula Nonnemacher) Im Land Brandenburg breitet sich die beifußblättrige Ambrosie immer weiter aus. Der Süden Brandenburgs ist deutschlandweit eine der am stärksten von Ambrosia betroffenen Regionen, sehr hohe Belastungen treten in den Städten Drebkau und Vetschau auf 1. Die Beifuß-Ambrosie blüht von Juli bis Oktober und führt zu einem verlängerten Beschwerdezeitraum für Pollenallergiker. Eine Ambrosiapflanze produziert bis zu 60.000 Samen, welche bis zu 40 Jahre keimfähig bleiben. Die Pollen der Ambrosia können starke allergische Reaktion der Atemwegsorgane, der Haut und Augen beim Menschen auslösen. Sie sind klein und können dadurch tief in die Atemwege eintreten und Asthma verursachen. Neben der gesundheitlichen Beeinträchtigung der allergiebetroffenen Bevölkerung, verursacht die Ausbreitung der Ambrosia gesamtwirtschaftliche Kosten, u.a. durch reduzierte Leistungsfähigkeit oder zeitlich begrenzte Arbeitsunfähigkeit der Betroffenen. Die 2012 erschienene Studie „Gesundheitskosten der Beifuß-Ambrosie in Deutschland“2 geht von einem jährlichen Kostenanstieg von 193 Mio. Euro – maximal 1,19 Mrd. Euro für die Behandlung von Ambrosia-Allergien aus. Pro Patient bedeutet dies einen Kostenanstieg zwischen 97 – 421 Euro pro Jahr.

Ich frage die Landesregierung:

Vorkommen der Beifuß-Ambrosia

1. Wie stellt sich das Ambrosia-Aufkommen seit Beginn der Erfassung in Brandenburg dar? Bitte jährliche Zahlenangaben zum Aufkommen angeben.
2. Nach welcher Systematik wird das Ambrosia-Aufkommen in Brandenburg statistisch erfasst?
3. Wie sind die Meldezahlen von Ambrosia-Vorkommen durch die Ambrosia-Scout App, über die Ambrosia-Meldestelle und den Ambrosiaatlas verteilt? Wie beurteilt die Landesregierung die unterschiedlichen Ambrosia-Meldeinstrumente hinsichtlich der Anwendernutzung, des Meldeaufkommens und dem Kosten-Nutzen-Verhältnis?
4. An welchen Standorten sind Pollenfallen seit wann in Brandenburg aufgestellt worden? Wie oft werden die Pollenfallen ausgewertet? Wie hoch sind die Pollenbelastungen seit Beginn der Erfassung? Bitte monatlich aufschlüsseln.
5. An wie vielen Tagen pro Jahr wurde der für Allergiker relevante Schwellenwert von 10 Pollen/m3 Luft3 seit der Erfassung an den jeweiligen Erfassungsstandorten überschritten?
6. Welche zukünftigen Maßnahmen plant das Land Brandenburg bis 2019 zur Intensivierung der statistischen Erfassung von Ambrosia-Vorkommen, des Pollenaufkommens und der gesundheitlichen Belastung in der Bevölkerung?
7. Wie schätzt die Landesregierung die Entwicklung des Ambrosia-Aufkommens mit und ohne Bekämpfungsmaßnahmen in Brandenburg bis zum Jahr 2020 ein?

Gesundheitskosten

8. Werden Daten zum durch Ambrosia ausgelösten Allergiegeschehen der Bevölkerung erfasst, z.B. Krankmeldungen, Medikamentenverschreibung, etc.?
a) Wenn ja, wie stellt sich das Allergiegeschehen seit Beginn der Erfassung dar (bitte nach Jahren aufschlüsseln)?
b) Wenn nein, warum werden die Daten nicht erfasst bzw. welche Pläne bestehen, um diese Daten in Zukunft zu erfassen?
9. Wie hoch berechnet bzw. schätzt die Landesregierung die zusätzlichen Gesundheitskosten durch Ambrosia-ausgelöste Allergien pro Jahr in Brandenburg ein? Wenn vorhanden, bitte Kostenberechnungen bzw. -schätzungen der letzten Jahre angeben.

Maßnahmen zur Bekämpfung der Beifuß-Ambrosie

10. Wer informiert in welcher Form aktiv die Bevölkerung hinsichtlich der gesundheitlichen Risiken durch das Ambrosia-Vorkommen?
11. Aus der Bevölkerung ging der Hinweis ein, dass in diesem Jahr noch keine Ambrosia-Informationsmaterialien ausgegeben wurden. Wer ist hierfür verantwortlich und wie viel Informationsmaterialien sind in den letzten 5 Jahren ausgegeben worden?
12. Welches Ressort der Landesregierung hat die Federführung bei der Bekämpfung des Ambrosiaaufkommens in Brandenburg?
13. Wie ist die notwendige ressortübergreifende Koordinierung der Bekämpfungsmaßnahmen festgelegt und geregelt?
14. Seit März 2014 wurde beim LELF eine Stelle „Ambrosiabeauftragte“ geschaffen4. Wie viele Landnutzer haben seitdem eine Beratung zur Ambrosia in Anspruch genommen? Welche weiteren Aufgaben (neben der Erstellung der Broschüre) hat der/die Ambrosiabeauftragte? Ist vorgesehen, die Stelle über den Zeitpunkt März 2016 hinaus aufrecht zu erhalten?
15. Mit welcher Strategie wird das Ambrosia-Aufkommen in den betroffenen Gebieten eingedämmt?
16. Mit welcher Strategie wird das Ambrosia-Aufkommen in der Peripherie bekämpft, um eine weitere flächenmäßige Ausbreitung zu verhindern?
17. Ist der Landesregierung bekannt, in wie weit die Empfehlungen des Ministeriums zur Bekämpfung der Beifußblättrigen Ambrosie auf landwirtschaftlichen Flächen umgesetzt werden? Welche Maßnahmen plant die Landesregierung, um die Bekämpfung auf landwirtschaftlichen Flächen zu forcieren?
18. Wie beurteilt die Landesregierung die in ihren Handlungsempfehlungen vorgeschlagenen Maßnahmen zum Einsatz glyphosathaltiger Herbizide auf Flächen mit geringem Ambrosia-Besatz vor dem Hintergrund, dass die WHO Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft hat?
19. Wurde der Antrag der Stadt Drebkau an das MASGF für Maßnahmen der Ambrosiabekämpfung mittlerweile bewilligt? Wenn ja, in welcher Höhe werden Mittel zur Verfügung gestellt? Wenn nein, warum nicht?
20. Im Ausschuss für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft wurde vorgeschlagen, eine Landeskonferenz zur Ambrosia-Thematik durchzuführen. Plant die Landesregierung eine entsprechende Konferenz? Wenn ja, welches Ziel hat sie und welche Ergebnisse sollen erreichet werden?

Erforschung der Ursachen zur Ambrosia-Ausbreitung

21. Wie schätzt die Landesregierung den Anteil an der Verbreitung der Ambrosia konkret durch die Verwendung von kontaminiertem Vogelfutter, der Rekultivierung von Tagebauflächen und dem Einsatz von verunreinigtem Bodensubstrat bei Baumaßnahmen ein? Welche anderen Verbreitungswege der Ambrosia sind der Landesregierung bekannt?
22. Welche Maßnahmen hat die Landesregierung veranlasst, um die weitere Verbreitung der Ambrosia gemäß den identifizierten Ursachen einzudämmen?

Fußnoten

1 Lausitzer Rundschau, 16. Mai 2015: Betroffene warnen vor Ambrosia Vetschau und Drebkau fordern klare Regelungen vom Land zur Bekämpfung des Allergens

2 Born, W. et al. (2012): „Gesundheitskosten der Beifuß-Ambrosie in Deutschland“

3 Sandra Kannabei & Thomas Dümmel (2010): Invasive Schadorganismen infolge der Klimaerwärmung Ambrosia Analysen aus Berlin und Brandenburg 2010 (pdf-Datei)

4 MLUL (2015): Die Bekämpfung der Beifußblättrigen Ambrosie auf landwirtschaftlichen Flächen (pdf-Datei)