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Schutz der Biodiversität im Brandenburger Wald

Kleine Anfrage „Schutz der Biodiversität im Brandenburger Wald“ herunterladen (PDF, 135 KB)

(Nr. 1192 – Michael Jungclaus und Sabine Niels) Im Jahr 2011 hat die UNESCO das Internationale Jahr der Wälder ausgerufen. Ziel ist es, die sehr hohe Bedeutung von Wäldern insbesondere für den Klimaschutz und den Schutz der Biologischen Vielfalt darzustellen.

Gemäß Zielsetzung der Nationalen Biodiversitäts-Strategie der Bundesregierung soll bis zum Jahr 2020 auf 5 % der Gesamtwaldfläche und auf 10% der Waldflächen der öffentlichen Hand im Sinne der „Vorbildfunktion des Staates“ natürliche Waldentwicklung stattfinden. Wildnis soll sich auf mindestens 2 % der Fläche Deutschlands entwickeln können. Im Mai 2010 stellte die Umweltministerin auf der Wildniskonferenz 2010 der Naturschutzstiftung klar, dass Brandenburg von diesem Ziel noch recht weit entfernt ist. Sie zeigte sich aber überzeugt, dass die Landesregierung bis zum Jahr 2020 diesem Ziel ein gutes Stück näher kommt.

Begleitend zum Prozessschutz muss der Natur- und Artenschutz im Wald, aber auch durch andere Maßnahmen, berücksichtigt werden.

Wir fragen die Landesregierung:

1. Auf wie viel Prozent der Waldfläche Brandenburgs kann derzeit natürliche Waldentwicklung und auf wie viel Prozent der Landesfläche Wildnisentwicklung stattfinden? (bitte je nach (Wald)Biotoptyp Flächenanteil und -größe auflisten)
2. Durch welche Maßnahmen, in welchem Zeitraum und Umfang sind weitere Flächenbereitstellungen für diese Zielrichtungen geplant? (bitte je nach (Wald)Biotoptyp Flächenanteil und -größe auflisten)
3. Welche Naturwaldreservate und Naturentwicklungsgebiete (z.B. Schutzwald nach §12 LWaldG, sonstige bewaldete Naturentwicklungsgebiete, Kernzonen von Großschutzgebieten, sowie nach der Totalreservats-Konzeption des Landes ausgewiesene Flächen) sind bisher wo, in welchem Landkreis und in welcher Größe und mit welcher Charakteristik (vorherrschende Waldgesellschaft, Besitzverhältnis, Schutzstatus) ausgewiesen?
4. In welchen Naturwaldreservaten wurden ggf. mit welcher Begründung und Folgen wann welche Forstschutzmaßnahmen durchgeführt? (Hierzu bitte Angaben über Ort, Maßnahmenart, betroffener Flächenumfang und Holzmenge)
5. Welchen Totholzanteil weist der Wald insbesondere im Landesforst auf und wie ist dieser im Hinblick auf den Arten- und Naturschutz zu bewerten? Wie werden im Wald Brandenburgs Höhlenbäume geschützt und warum werden diese nicht frühzeitig und einheitlich dauerhaft gekennzeichnet, um eine Beschädigung bzw. ein Fällen zu verhindern?
6. Welche Fördermittel in welcher Höhe stehen für den Naturschutz in Waldökosystemen in Brandenburg insbesondere Vertragsnaturschutz seit 1990 zur Verfügung (bitte aufschlüsseln nach Jahr, Maßnahmenart und Flächenumfang der Förderungen, Waldbiotoptyp und Waldbesitzerart)? Wie hoch ist der relative Anteil der durch Vertragsnaturschutz geschützten Waldflächen an der Gesamt- und unter Naturschutz gestellten Waldfläche? (bitte je nach (Wald)Biotoptyp Flächenanteil und -größe auflisten) Wie hat sich das Verhältnis von Naturverjüngung zur Pflanzung bzw. Saat sowie der Anteil der einzelnen Baumarten bei Pflanzung und Saat im Landesforst seit 1990 entwickelt? (Angaben bitte für die einzelnen Kalenderjahre)
7. Welche Reviere oder Oberförstereien können als beispielhaft für die Berücksichtigung naturschutzfachlicher Belange in der forstlichen Praxis benannt werden (Bitte um kurze Erläuterung) und wie können diese Erfahrungen auf die anderen Reviere und anderen Waldbesitzarten übertragen werden? Für welche Reviere wurden Erholungs- und Naturschutzkonzepte als Grundlage für die Forsteinrichtungsplanung erstellt? Inwiefern wurden und werden dabei (Naturschutz-) Vereine und Verbände eingebunden?
8. Wie viele Hektar im Gesamtwald und Landesforst sind als Natura 2000-Gebiet ausgewiesen und wie ist der jeweilige Schutzstatus? Welche Flächen umfassen die einzelnen im Anhang 1 der FFH-Richtlinie aufgelisteten Waldbiotoptypen im Gesamtwald und Landesforst und wie viel ist davon absolut und relativ durch Meldung als Natura 2000 Gebiet und durch welche weiteren Schutzkategorien geschützt? (bitte einzeln aufgliedern)
9. Für welche Natura-2000-Gebiete im Wald existieren noch keine Managementpläne bzw. bis wann ist die Fertigstellung für welche geplant bzw. warum ist ggf. keine Aufstellung vorgesehen? Für welche dieser Gebiete existieren bereits FFH-Management-Pläne, in denen Anforderungen des Klimaschutzes und des Klimawandels entsprechend berücksichtigt wurden und bis wann werden die übrigen Pläne entsprechend überarbeitet? (Bitte um Aufzählung) Wie werden bis zur Fertigstellung der Pläne Eingriffe durch die ordnungsgemäße Forstwirtschaft
verhindert? Wie viele Mitarbeiter in der Forstverwaltung sind derzeit mit dem Natura-2000-Gebietsmanagement beschäftigt?
10. Unterliegen Forsteinrichtungspläne in FFH-Gebieten der Pflicht zur Verträglichkeitsprüfung? Wie werden die Managementpläne im Wald umgesetzt, wer kontrolliert dies und in welchen Natura-2000-Gebieten hat der Landesforst bisher mit welchen Maßnahmen gegen die Bewirtschaftungsauflagen der Managementpläne verstoßen und was waren die Folgen? Inwieweit ist der Einschlag von Laubstarkholz durch das so genannte Verschlechterungsverbot in Natura 2000 Gebieten erlaubt?
11. Welche konkreten Nutzungs- und Einschlagsbeschränkungen, insbesondere in (Buchen-)Laubwäldern, entstehen durch die verschiedenen Schutzkategorien und welche volkswirtschaftlich positiven und negativen Effekte und finanziellen Be- bzw. Entlastungen für die Grundbesitzer ergeben sich daraus?
12. Durch welche Maßnahmen unterstützt die Landesregierung die vorrangig stoffliche Nutzung des Rohstoffs Holz und die Verarbeitung in Brandenburg derzeit und was plant sie an ergänzenden Maßnahmen? Wie unterstützt sie insbesondere bei durch das Land beauftragte Bauvorhaben, das Bauen mit Holz aus der Region?
13. Wie viele Meter befestigte Waldwege je Hektar gab es im Wald Brandenburgs in den Jahren 1990 und 2010 und wie wird der weitere Ausbauumfang mit welcher Begründung eingeschätzt? Gibt es diesbezügliche Schwerpunkträume? Welcher Betrag wurde im Wald in den einzelnen Jahren seit 1990 in den Neubau, Unterhaltung und Instandsetzung von Waldwegen im Vergleich zur Förderung des Vertragsnaturschutzes und Waldumbaus investiert?
14. Nach welchen Kriterien ermittelt der Landesforst die Pachtzahlungen für Windkraftanlagen im Wald und welcher Zweckbindung unterliegen die Einnahmen?