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Insektizid-Einsatz gegen den Eichenprozessionsspinner - Monitoring für andere Tierarten

Kleine Anfrage „Insektizid-Einsatz gegen den Eichenprozessionsspinner - Monitoring für andere Tierarten“ herunterladen (PDF, 232 KB)

(Nr. 2969 – Marie Luise von Halem) Der Einsatz der Fraßgifte Dipel ES und Neem Protect gegen die Raupen des Eichenprozessionsspinners ist auf Grund der explosionsartigen Ausbreitung der Raupen, der erheblichen Schäden für den Forst und der Gesundheitsgefährdung für Menschen weitgehend akzeptiert. Naturschutzverbände, Wissenschaftlicher und Bundesamt für Naturschutz weisen jedoch auf die erheblichen Auswirkungen des Einsatzes auf andere Schmetterlingsarten, Vögel und Fledermäuse hin.

Da Dipel ES alle Schmetterlingslarven bis auf die des Eulennachtfalters nach Fraß des Giftes tötet, ist der Einsatz in der Brut- und Aufzuchtphase von Vögeln ein schwerer Eingriff von besonderer Relevanz. Ähnliches gilt für Fledermausarten (z. B. Mopsfledermaus, Kleiner Abendsegler, Braunes Langohr). Das in einigen Gemeinden angewandte und aus Extrakten des südasiatischen Neembaumes gewonnene Gift Neem Protect wirkt noch breiter gegen alle saugenden und beißenden Insekten. Anhand einiger wissenschaftlicher Fallbeispiele ist untersucht worden, dass sich Bekämpfungsmaßnahmen von Insekten negativ auf den Bruterfolg davon abhängiger Vogelarten auswirken. Die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners findet zu einer Zeit statt, in der viele Insekten verfütternde Vogelarten mit der Aufzucht ihrer Jungen beschäftigt sind. Eine Beobachtung der Bestandsentwicklung insbesondere streng geschützter bzw. gefährdeter Tierarten in den Gebieten mit flächendeckender Giftausbringung ist deshalb dringend geboten.

Wir fragen die Landesregierung:

  1. Wieviele Einsätze von Insektiziden zur Bekämpfung des Eichenprozessionspinner wurden in diesem Jahr in welchen Kreisen und Gemeinden durch die Landesregierung per Ausnahmegenehmigung nach § 12 (2) Pflanzenschutzgesetz genehmigt? (Bitte tabellarische Aufführung nach Kreis, Gemeinde, Anzahl, Flächengröße und Insektizidart)
  2. Welche Auswirkungen auf welche Schmetterlings-, Vogel- und Fledermausarten durch den Einsatz von Insektiziden sind der Landesregierung bekannt? (bitte jeweils Schutzstatus nach Bundesartenschutzverordnung oder Roter Liste Brandenburg angeben)
  3. Wie werden die Bestände insbesondere der davon gefährdeten Arten in den Bekämpfungsgebieten beobachtet?
  4. Welche wissenschaftlichen Institute begleiten wo und mit welchen Monitoringprojekten die Auswirkungen der großflächigen Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners mit Insektiziden in welchen Projekten im Land Brandenburg, insbesondere auch auf andere Tierarten?
  5. Inwieweit unterstützt die Landesregierung entsprechende Monitoringvorhaben finanziell oder organisatorisch?
  6. Inwieweit setzt sich die Landesregierung auf Bundesebene für eine staatliche Unterstützung bzw. Initiierung entsprechender Monitoringvorhaben ein?
  7. Sind der Landesregierung Forschungsvorhaben zur Entwicklung von Bekämpfungsstrategien unter Einbeziehung bzw. durch Förderung natürlicher Feinde des Eichenprozessionsspinners wie Raupen- und Puppenparasitoide wie Raupenfliegen, Schlupf- und Brackwespen oder räuberisch lebende Insekten, wie Waldameisen, Puppenräuber und Raubwanzen bekannt, und wenn ja, welche?
  8. Inwieweit unterstützt die Landesregierung entsprechende Bekämpfungsstrategien bzw. der Erforschung finanziell oder organisatorisch?
  9. Inwieweit setzt sich die Landesregierung auf Bundesebene für eine staatliche Unterstützung bzw. Initiierung entsprechender Forschungsvorhaben ein?