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Frauen nehmen bei demografischer und wirtschaftlicher Entwicklung Schlüsselrolle ein - Gleichberechtigung durch Gesetze verbessern

(Nr. 39) Die Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sieht in der konsequenten Gleichstellung von Frauen in der Wirtschaft eine Schlüsselrolle im Umgang mit dem demografischen Wandel und dem Fachkräftemangel in Brandenburg. „Wir sind in der Wirtschaft und auf dem Arbeitsmarkt von echter Gleichberechtigung noch meilenweit entfernt", sagte die frauen- und arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Brandenburger Landtag URSULA NONNEMACHER heute am Rande der Veranstaltung „Frauensache Wirtschaft" in Oranienburg. „Dieser Zustand stellt nicht nur ein Gerechtigkeitsproblem dar, sondern vermindert auch die Zukunftsperspektiven unseres Landes. Geistiges Kapital ist unser
wichtigster Rohstoff. Wer die Integration von Frauen auf dem Arbeitsmarkt vernachlässigt und zulässt, dass gut ausgebildete Frauen zu Tausenden das Land verlassen, verschleudert dieses Potential. Die Frage ist, wie wir es schaffen, durch Frauenförderung sowohl die demografischen Probleme als auch den Fachkräftemangel abzumildern." URSULA NONNEMACHER sprach sich für gesetzliche Regelungen zur Verbesserung der Gleichstellung und ein Landes-Existenzgründerinnen-Programm aus.

Auf der Veranstaltung "Frauensache Wirtschaft" an diesem Sonnabend wurde über die Wechselwirkung von demografischem Wandel und weiblichem Wirtschaften diskutiert. Dazu fanden drei Diskussionsrunden zu den Themen „Weiblich wirtschaften und Demografie", „Wie gewinnen wir Frauen für Brandenburgs Wirtschaft?" und „Wie gründen Frauen erfolgreich?" statt. An der erstgenannten nahm Brandenburgs Minister für Frauen, Arbeit und Soziales, Günter Baaske, teil. Geburtenrückgang, zunehmendes Durchschnittsalter und die hochselektive Abwanderung gerade junger Erwachsener kennzeichnen den demografischen Wandel in Brandenburg. Die Bevölkerung wird bis 2030 um ca. 300.000 Menschen abnehmen und dann bei 2,227 Mio. Menschen liegen. Heute beträgt das Durchschnittsalter 45 Jahre, 2030 wird es auf über 53 Jahre angestiegen sein. Wir werden immer älter und die jungen Menschen werden weniger.

Überproportional viele gut ausgebildete junge Frauen kehren Brandenburg den Rücken. Dadurch werden noch weniger Familien gegründet. Das verschärft die demografischen Probleme und den ohnehin zunehmenden Fachkräftemangel. Schon jetzt klagen viele Unternehmen über zu wenig gut ausgebildeten Nachwuchs und ungenügend qualifizierte BewerberInnen für Ausbildungsplätze. „2015 werden in Brandenburg 200.000 Fachkräfte fehlen", sagte URSULA NONNEMACHER. Der demografische Wandel lässt sich zwar nicht aufhalten, aber positiv gestalten. Frauen spielen hier eine zentrale Rolle. Der Abwanderungstrend junger Frauen muss durch bessere Aussichten auf dem Arbeitsmarkt vermindert werden. Um junge Frauen in Brandenburg zu halten, müssen familienfreundlichere Arbeitsbedingungen, sowie bessere Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten für sie geschaffen werden.

Für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes spielen Frauen eine Schlüsselrolle. Brandenburg braucht mehr Unternehmerinnen. Derzeit gründen hier weniger Frauen als Männer ein Unternehmen. Wenn sie Unternehmen gründen, dann seltener als Männer in innovativen und renditeträchtigen Branchen. Gerade im Hochtechnologiebereich sind Unternehmerinnen in der Minderheit. „Hierauf gilt es zu reagieren", sagte URSULA NONNEMACHER. In den EU-Förderprogrammen sei die Chancengleichheit als Querschnittsthema festgelegt, in der praktischen Förderpolitik spiele sie kaum eine Rolle.

URSULA NONNEMACHER sprach sich für verbindliche gesetzliche Regelungen zur Verbesserung der Gleichstellung auf Bundes- und Landesebene aus. „Ansätze, die Gleichberechtigung durch freiwillige Selbstverpflichtungen der Wirtschaft zu verbessern, waren unter dem Strich erfolglos. Jetzt ist der Gesetzgeber gefragt. Hier ist vor allem der Bund in der Pflicht, der durch ein Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft deutliche Verbesserungen bewirken könnte. Doch auch das Land muss seine Hausaufgaben machen." Ansatzpunkte auf Landesebene sehe sie u.a. in einem Landes-Existenzgründerinnen-Programm, das umfassende Beratungsmöglichkeiten und den Zugang zu Gründungskapital umfasst, in der konsequenteren Koppelung öffentlicher Aufträge an Gleichstellungsvorgaben durch ein Landesvergabegesetz und in Rückkehrerprogrammen, die gezielt Frauen ansprechen.