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Marie Luise von Halem spricht zum Antrag der AfD-Fraktion „Bodendenkmal in Schmölln erhalten“

- Es gilt das gesprochene Wort!

[Anrede]

Denkmale sind immer das Besondere an Ortschaften und an Regionen. Alte Häuser erinnern uns daran, wie unsere Vorfahren früher gelebt habe, Werkstätten zeigen uns, wie sie gearbeitet haben. Standbilder und auch Kirchen bringen uns nahe, was den Menschen wichtig war, wen sie verehrt haben und für welche Taten. Könige und Fürsten haben sie gelenkt und die vielen Kriegerdenkmale in den Brandenburger Ortschaften zeugen vom Schmerz über den Verlust von Söhnen und Ehemännern. Schmölln ist anders, Schmölln ist weiter weg. Ein Gräberfeld aus der Eisenzeit. Aber auch hier geht es darum, zu zeigen, was den Vorfahren wichtig war. Vielleicht können wir den Grabbeigaben entnehmen, wie sie sich das Leben nach dem Tod vorgestellt, und den Gefäßen, womit sie sich ernährt haben?

In unserem Umfeld sichtbare Denkmale sind immer alltagsintegrierter Geschichtsunterricht, Selbstvergewisserung. Sie schaffen regionale Identität, zeigen das, was uns ausmacht – wesentlich besser, als es der Großteil unserer globalisierten Alltagskultur vermag. ‚Ohne Wurzeln keine Flügel’ hat der Architekturkritiker Hanno Rauterberg mal einen Artikel zum Thema Denkmalschutz überschrieben.

Wir gehen in Brandenburg märkisch ruppig mit unseren Denkmalen um. Vieles verrottet und zerfällt. Der Landesdenkmaletat von 10 Mio DM, der 1995 unter Steffen Reiche aufgelöst und an die Kommunen verteilt wurde, versickerte, ohne dass die Denkmale entsprechend davon profitierten. Umso mehr freut es mich, dass die Landesregierung seit 2015 endlich wieder Mittel für die Denkmalhilfe bereit stellt, immerhin eine halbe Million in diesem Jahr.

Im März 2015 hat das Landesamt für Denkmalpflege im Ausschuss den dringendsten Förderbedarf vorgestellt anhand einzelner weniger ausgewählter Objekte aus den Kategorien Baudenkmale, Kunstgut, technische Denkmale und Bodendenkmale. Die Gesamtkosten für die Restaurierung beliefen sich auf etwa 5-6 Mio €. Schmölln war da noch nicht dabei.

[Baudenkmale (drei) 830.000 € / Kunstgut, fünf Objekte, 141.000 / ortsfeste Bodendenkmale: fünf Standorte, Kosten unklar, weit über 200.000 € / technische Denkmale, drei Objekte, knapp 4 Mio €.]

„Durch Beackerung und andere schleichende Effekte werden Tag für Tag Jahrhunderte und Jahrtausende alte Fundplätze zerstört“ sagte Herr Prof. Schopper zum Thema Bodendenkmale. Und das gilt für viele Denkmale, nicht nur Schmölln.

Was will ich damit sagen? Wir werden ihren Antrag ablehnen. Sie verlangen eine vollständige Untersuchung des Bodendenkmals in Schmölln und die Bereitstellung der entsprechenden Mittel durch die Landesregierung, sowie eine angemessene Präsentation. Warum das für das Gräberfeld in Schmölln gelten sollte, und alle anderen Denkmale entsprechend zurückgestellt würden, begründen Sie weder in Ihrem Antrag noch erschließt es sich mir aus meiner Recherche. Das Regenwasserrückhaltebecken zu verschieben, ist zwecklos, weil das Denkmal an der entsprechenden Stelle mittlerweile beräumt ist, an allen anderen in Frage kommenden Stellen aber nicht. Die erste wissenschaftliche Untersuchung des Gräberfeldes in Schmölln liegt vor, die Mittel für eine umfassende Untersuchung werden bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft beantragt. Deshalb lehnen wir Ihren Antrag mit dieser kategorischen Forderung ab. Und wir wollen ein solches Einzelthema nicht in halbstündiger Breite im Plenum diskutieren. Das schmälert weder unsere Interesse an dem Schmöllner Gräberfeld noch unsere Forderung nach insgesamt besserer Würdigung des Denkmalerbes!