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Ende gut alles gut? – Dioxin vom Flughafen Schönefeld und aus der ehemaligen Kläranlage Diepensee in den umliegenden Gewässern

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(Nr. 1788 – Benjamin Raschke) Von 1969 bis 1998 wurde nahe dem mittlerweile umgesiedelten Ort Diepensee eine Kläranlage betrieben, die das Abwasser des Flughafens Schönefeld aufnahm. Seit 1994 war bekannt, dass das Sediment der Kläranlage hochgradig dioxinbelastet war. Die Werte reichten laut Pressebericht an diejenigen des italienischen Ortes Seveso heran, der wegen seines Dioxinunglücks traurige Berühmtheit erlangte. Die Quelle des Dioxins in der Kläranlage sollen Reinigungsmittel für Flugzeugtoiletten gewesen sein. Noch bei der Stilllegung der Anlage lagerten dort hunderte Tonnen giftigen Klärschlamms.

2002 wurde bekannt, dass auch die Sedimente der benachbarten Gewässer, nämlich eines Weihers, des oberen Abschnitts des Selchower Flutgrabens und eines dort gelegenen Regenwasserrückhaltebeckens, sehr stark mit Dioxin belastet waren. Diese Belastung ging offenbar auf wiederholte Havarien der Kläranlage bei starken Regengüssen zurück.

Die Kläranlage wurde im Zuge des BER-Flughafenbaus zurückgebaut, die giftigen Klärschlämme entsorgt. Der Diepenseer Weiher wurde durch Auskofferung und Entsorgung des belasteten Sedimentschlamms dekontaminiert. In den Jahren 2005 und 2006 wurden schließlich auch das Regenwasserrückhaltebecken und dessen Zulauf, der obere Teil des Selchower Flutgrabens, saniert und kontaminierte Schlämme entsorgt.

Die Dioxinbelastung im unterhalb des Regenwasserrückhaltebeckens gelegenen Abschnitt des Selchower Flutgrabens hielten die obere und die untere Bodenschutzbe-hörde 2002 dagegen für vertretbar. Über den Selchower Flutgraben wird Niederschlagswasser vom BER-Gelände abgeleitet. Der Graben soll bis zu 2 Kubikmeter Wasser pro Sekunde vom Flughafen aufnehmen. Zu diesem Zweck wurde der Graben nach 2006 ausgebaut. Sedimente wurden bewegt, die Fließgeschwindigkeit hat sich verändert. Der Flutgraben durchfließt die Orte Schulzendorf, Eichwalde und Zeuthen und mündet in den Zeuthener See bzw. in die Dahme.
Das Grundwasser im Bereich der ehem. Kläranlage und der genannten Gewässer sei nicht durch Dioxin belastet, teilte 2002 die untere Wasserbehörde mit. Die Grundwasser führende Schicht fällt nach Osten und damit Richtung Wasserwerk Eichwalde ab.

Ich frage die Landesregierung:
1. Wurde die Quelle des Dioxins zwischenzeitlich eindeutig identifiziert? Woher stammte das Dioxin? Falls nein, warum wurde die Quelle nicht eindeutig identifiziert?
2. Welche Dioxinkonzentrationen wurden in den Klärschlämmen gemessen?
3. Welche Dioxinkonzentrationen wurden im Sediment des bei Diepensee gelegenen Weihers gemessen?
4. Welche Dioxinkonzentrationen wurden im Sediment des Selchower Flutgrabens oberhalb des Regenwasserrückhaltebeckens gemessen?
5. Welche Dioxinkonzentrationen wurden im Sediment des Regenwasserrückhaltebeckens gemessen?
6. Welche Dioxinkonzentrationen wurden im Sediment des Selchower Flutgrabens unterhalb des Regenwasserrückhaltebeckens gemessen? Wo wurden die Proben entnommen?
7. Wann und wo ist das Grundwasser auf Dioxinbelastung untersucht worden?
8. Wurde das Grundwasser nahe der belasteten Gebiete in jüngerer Zeit erneut auf Dioxin untersucht? Wenn ja durch wen, wann und wo? Falls keine weitere Beprobung erfolgte, warum nicht?
9. Wo sind die Untersuchungsergebnisse zu Fragen 2. bis 8. einsehbar?
10. Welche Konsequenzen wurden im Einzelnen aus den Untersuchungsergebnissen zu Fragen 1. bis 8. gezogen?
11. Wird das vom Wasserwerk Eichwalde geförderte Grundwasser auf Dioxin untersucht? Falls nein, warum nicht?
12. Wie wurde verhindert, dass vor und während der Sanierungsarbeiten am oberen Selchower Flutgraben und am Regenwasserrückhaltebecken Dioxin in den unterhalb gelegenen Grabenbereich gelangte?
13. Wurde das Sediment des Selchower Flutgrabens unterhalb des Regenwasserrückhaltebeckens nach 2002, nach der Sanierung der oberhalb gelegenen Gewässer und während oder nach dem Ausbau des Grabens nach 2006 erneut auf Dioxin untersucht? Wenn ja, wo, wann und durch wen? Wo sind die Ergebnisse einzusehen? Falls nein, warum wurden keine weiteren Untersuchungen vorgenommen? Sind solche Untersuchungen geplant und wann sollen sie von wem und wo vorgenommen werden?
14. Wie wird sichergestellt, dass Enteisungsmittel, Kerosin und andere Verschmutzungen von den Flächen des BER weder ins Grundwasser noch in die beiden ableitenden Gewässer Selchower Flutgraben und Glasowbach gelangen können?